Im Vordergrund stehen Antibiotika, Schmerzmittel, gewisse Psychopharmaka oder Rheumamedikamente. In gewissen Situationen können diese Engpässe natürlich auch Personen mit Diabetes betreffen.
Diabetestherapie
Im Rahmen der Diabetestherapie lassen sich vorhandene Insuline und orale Antidiabetika mit entsprechendem Wirkmechanismus grösstenteils substituieren. Die grosse Auswahl an Produkten bietet bei Engpässen genügend Möglichkeiten, um auf Alternativen auszuweichen. Bei Insulinen als lebenswichtige Humanarzneimittel sind Versorgungsstörungen zudem meldepflichtig. Das Bundesamt für wirtschaftliche Landesversorgung (BWL) klärt in diesem Fall die Versorgungslage direkt mit den Hersteller- und Vertriebsfirmen ab. Zurzeit besteht kein Handlungsbedarf.
Die Wirkstoffhersteller, Produktionsstätten und Verpackungsbetriebe befinden sich vorwiegend in den USA und Europa. Zum Teil bestehen Reservestandorte der Hersteller in Europa, wie z. B. bei Roche Diabetes Care in Deutschland, welche die Flexibilität bei schwankenden Bestellmengen und Sicherheitsbestände gewährleisten.
Wo bestehen aktuell Lieferschwierigkeiten?
Zuletzt wurden Schwierigkeiten bei den folgenden Präparaten gemeldet:
- Baqsimi®: Baqsimi® ist ein Glukagon-Pulver zur nasalen Anwendung bei schweren Hypoglykämien, das im letzten Jahr wiederholt nicht lieferbar war. Laut Angaben auf www.drugshortage.ch ist der Engpass aber seit dem 25. Dezember 2022 behoben.
- Glucagen®: Das zur Behandlung von schweren, insulin-induzierten Hypoglykämien von Betroffenen genutzte «GlucaGen® Hypo-Kit» kann problemlos bezogen werden. Dagegen ist eine andere, vor allem in Spitälern eingesetzte Darreichungsform derzeit nicht lieferbar.
- Ozempic®: Seit Sommer 2018 erweitert der langwirksame humane GLP‑1-Rezeptoragonist Semaglutid (Ozempic®) die Palette der Antidiabetika für die Therapie des Typ-2-Diabetes mellitus. Semaglutid steigert nicht nur die Insulinausschüttung, sondern es reguliert auch das Hungergefühl. Im Bereich Übergewicht und Adipositas wird deshalb Semaglutid unter dem Namen Wegovy® angeboten, und zwar mit wachsendem Erfolg. Da in vielen Ländern Wegovy® noch nicht auf dem Markt ist, wird oft Ozempic® an seiner Stelle verschrieben, so auch in der Schweiz. Dadurch kam es wiederholt zu kurzfristigen Lieferengpässen bei einzelnen Apotheken, Grossisten und Arztpraxen. Derzeit sind zwar alle Darreichungsformen des Ozempic® lieferbar, aber nur in beschränkten Liefermengen. Die Ärzte/Ärztinnen werden gebeten, Ozempic® ausschliesslich innerhalb der zugelassenen (Diabetes-)Indikation zu verschreiben.
Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass derzeit (Ende Januar 2023) in der Schweiz alle «Diabetes-relevanten» Medikamente lieferbar sind. Einzig bei Ozempic® bestehen gewisse Schwierigkeiten.
Bei Unsicherheiten wenden Sie sich bitte direkt an Ihren behandelnden Arzt oder Ihre behandelnde Ärztin.