Schwangerschaftsdiabetes

Schwangerschafts- oder Gestationsdiabetes ist erkennbar an erhöhten Blutzuckerwerten, welche erstmals während der Schwangerschaft auftreten. Er tritt bei 10 bis 15 % aller Schwangerschaften auf und gehört damit zu den häufigsten Komplikationen.

Was ist Schwangerschaftsdiabetes?

Diabetes entsteht, wenn der Körper nicht in der Lage ist, ausreichend Insulin zu produzieren. Insulin ist ein Hormon, das in der Bauchspeicheldrüse gebildet wird, und reguliert den Zuckerhaushalt im Körper. Die mit einer Schwangerschaft verbundenen Hormonveränderungen führen zu einem erhöhten Insulinbedarf bei der werdenden Mutter. Wenn ihre Bauchspeicheldrüse hierfür nicht ausreichend Insulin produziert, steigt der Blutzucker an. Der erhöhte Blutzuckerspiegel der Mutter wirkt sich auch auf den Fötus aus, der mit einer gesteigerten eigenen Insulinproduktion reagiert. Dieses Insulin kann jedoch, im Gegensatz zum Zucker, die „Plazentaschranke“ nicht passieren. Daher werden im Fötus durch den erhöhten Insulinspiegel das Wachstum und ein vermehrter Fettaufbau angeregt. Dies führt zu übergrossen und schweren Babys.

Der Schwangerschaftsdiabetes verschwindet normalerweise schon kurz nachdem die Plazenta ausgestossen wird. Bei manchen Frauen bleibt die Stoffwechselstörung jedoch auch noch nach der Geburt bestehen. 25 bis 50 % aller Mütter entwickeln innerhalb von 5 bis 10 Jahren nach der Geburt einen Diabetes mellitus Typ 2. Fachleute empfehlen deshalb eine Blutzuckerkontrolle ca. 6 Wochen nach der Geburt und danach einmal jährlich.

Risikogruppe

Es besteht ein erhöhtes Risiko für Schwangerschaftsdiabetes bei:

  • Übergewicht (Bodymass-Index über 25)
  • Diabetes in der Familie (Eltern oder Geschwister)
  • Schwangerschaftsdiabetes in einer früheren Schwangerschaft
  • Frauen afrikanischer, asiatischer oder lateinamerikanischer Herkunft
  • Alter über 30
  • Wiederholten Fehlgeburten
  • Früherer Geburt mit Geburtsgewicht über 4000 Gramm

Personen mit erhöhtem Risiko sollten bereits bei der ersten Schwangerschaftskontrolle getestet werden. Wir empfehlen, alle Frauen zwischen der 24. und 28. Schwangerschaftswoche auf Schwangerschaftsdiabetes zu testen, weil viele keine der genannten Risikofaktoren aufweisen.

Symptome

In den meisten Fällen hat die Mutter keine Beschwerden, d.h. die typischen Zeichen für einen Diabetes (z.B. starker Durst, häufiges Wasserlassen) sind nicht vorhanden. Oft weisen nur unspezifische Symptome auf einen Diabetes hin, z.B. eine erhöhte Anfälligkeit für Harnwegsinfektionen, erhöhter Blutdruck, erhöhte Fruchtwassermenge oder erhöhte Zuckerausscheidung im Urin.

Behandlung

Den Schwangerschaftsdiabetes kann man durch eine Ernährungsumstellung in 85 % der Fälle für längere Zeit sehr gut behandeln. Mehrere kleine Mahlzeiten anstatt weniger grosser und bei Übergewicht (BMI über 25) eine leichte Kalorienreduktion sind erste Schritte. Regelmässige, für Schwangere gut durchführbare und risikolose körperliche Betätigung wie Schwimmen, Gehen und Treppensteigen lässt die Körperzellen besser auf das körpereigene Insulin ansprechen.Wenn eine angepasste Ernährung und Bewegung keine Wirkung mehr zeigen, muss Insulin gespritzt werden. Orale Antidiabetika (Blutzuckertabletten) sind in der Regel nicht erlaubt.